„Burgschattenkinder“ von Monika Kiel-Hinrichsen ist ein bewegender Roman, der das schwere Schicksal von behinderten Kindern in einem süddeutschen Heim der Nachkriegszeit beleuchtet. Die Autorin, eine renommierte Familientherapeutin und Dozentin, hat eine berührende Geschichte geschaffen, die auf umfangreichen Recherchen basiert. Auf der Grundlage von Archivmaterialien, Interviews und persönlichen Erinnerungen zeichnet sie ein eindrucksvolles Bild von den Bedingungen, unter denen behinderte Heimkinder leiden mussten. Sie nimmt die Leser mit in eine Zeit, in der finanzielle Motive und unreflektierte Nachwirkungen der NS-Ideologie zu menschenverachtenden Verhältnissen führten. So zeigt sie auf, wie die jungen Menschen systematisch ausgegrenzt, diskriminiert, misshandelt und ihrer Würde beraubt wurden, von den Heimmitarbeitern aber auch von der Gesellschaft.
Diese Geschichte ist nicht nur eine Darstellung der harten Realität, sondern auch ein Appell an das moralische Gewissen jedes Einzelnen. Sie hebt die Bedeutung von Mitgefühl und Menschlichkeit hervor und zeigt auf, wie sehr es auf jeden einzelnen ankommt und wie wichtig es ist, gegen Ungerechtigkeit und Grausamkeit aufzustehen. Couragierte Menschen aus Mitarbeiterschaft, Polizei und Justiz trugen dazu bei, dass die Burgschattenkinder ans Licht der Öffentlichkeit kamen und sich ihr Schicksal wendete. So mag man auch ein wenig Hoffnung schöpfen, dass Anstand und Beharrlichkeit die Situation zum Besseren wenden können.
Dieser Roman ist gut recherchiert, verständlich geschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung eines oft übersehenen Teils der deutschen Geschichte. Die Sprache ist schlicht und klar, aber auch poetisch und berührend. Das Buch ist eine Lektüre, die zum Nachdenken und zum Handeln anregt.